Zwei souveräne Siege und ein Torwartproblem

(Quelle IKZ, Text: Willy Schweer und Jürgen Schmidt)

©Ute Krause

Intensivwochenende der Hemeraner Oberliga-Handballer mit unplanmäßiger Absage in Schalksmühle

IKZ vom 21.08.2017: Hemer. Ein Intensivprogramm mit vier Spielen in vier Tagen und zusätzlichen Trainingseinheiten hatte sich Handball-Oberligist HSV Hemer vorgenommen, aber ganz so intensiv wurde es unfreiwillig dann doch nicht. Denn das für Samstag geplante Spiel beim Drittligisten SG Schalksmühle/Halver musste kurzfristig ausfallen.

Beim Aufwärmen verletzte sich Keeper Max Müller bei einem Wurf von Lars Henkels am Arm, und einen zweiten Torwart hatten die Gäste nicht zur Verfügung. „Schalksmühle hatte zwar drei Torleute, aber wir konnten uns nicht darauf einigen, dass einer von denen bei uns aushalf, damit das Spiel stattfinden konnte“, berichtete der sportliche Leiter Alfred Klein. Die eigenen Reihen gaben nicht mehr her. Patrick Huhn ist ebenso in Urlaub wie zwei Torhüter der Reserve, die somit bei ihrem zeitgleich absolvierten Turnier in Selbecke auch nur einen Mann zwischen den Pfosten hatte. In Schalksmühle war man verärgert, schließlich sollte gegen den HSV die Generalprobe für den Drittliga-Saisonstart am kommenden Wochenende absolviert werden. „Jetzt wirft man uns mangelnde Professionalität vor, dass wir keinen zweiten Torwart dabei hatten. Aber wir sind ein kleiner Verein, da können solche Engpässe auftreten“, meinte Klein.

Untätig waren die Hemeraner am Samstag aber keineswegs. Nach dem gemeinsamem Frühstück wurden zwei Übungseinheiten absolviert, in denen es um Taktikschulung, Abwehrverhalten aber auch um die Videoanalyse der Partie gegen Düsseldorf vom Vorabend ging. Nach dem Mittagessen setzte Trainer Tihomir Knez noch eine kure Einheit an, ehe man sich dann auf den Weg nach Schalksmühle machte – und unverrichteter Dinge wieder zurück fahren musste. Auch am Sonntag früh folgte nach dem Frühstück ein kurzer Aufgalopp, ehe es dann zum Vergleich mit Verbandsliga-Neuling Schalksmühle II kam. Nicht dabei war Max Klein, der sich eine Blutvergiftung zugezogen hatte und einige Tage pausieren muss. Die Testspiele im Überblick:

HSV Hemer – HSG Düsseldorf/Neuss II 35:28 (17:14). „Das war schon besser als gegen Schalke, aber wir müssen weiter daran arbeiten, dass wir die individuelle Klasse weiter zusammenfügen und als Team funktionieren“, resümierte Trainer Tihomir Knez nach dem Test gegen die von Mark Dragunski trainierten Rheinländer. Bei den Hemeranern wechselten starke Phasen mit guten Kombinationen und konsequentem Torabschluss mit einigen Durchgängern, in denen die Deckungsarbeit nicht funktionierte. Aber Knez wollte einiges ausprobieren, so dass eine gewisse Fehlerquote nicht überraschte.Das Konstanz auf hohem Niveau aktuell noch nicht möglich ist, wurde auch bei Torhüter Max Müller deutlich. Der hielt vor der Pause richtig stark, musste nach dem Wechsel aber einige haltbare Bälle passieren lassen. Die weiteren Neuzugänge Thorsten Becker und Toni Mrcela fügten sich gut ein, und auch gestandene Kräfte wie Alessio Sideri und Christian Klein setzten die Akzente. Weil reichlich durchgewechselt wurde, litt aber zwangsläufig die Harmonie.

Der HSV kam gut in die von Alfred und Walter Klein geleitete Partie, führte mit 5:1 (6.) und 11:4 (15) und präsentierte sich dynamisch und spielfreudig. Doch dann gestattete man den Gästen oftmals zuviel Freiraum, so dass der Vorsprung bis zur Pause schmolz. Tihomir Knez wechselte den Standort und schaute sich das verbesserungsbedürftige Abwehrverhalten aus der Hintertorperspektive an. Aber die Defizite ließen sich nicht so leicht abstellen, und weil einige Fehlwürde zu verzeichnen waren, kam die HSG bis auf zwei Tore heran (20:18, 39.; 24:22, 45.; 27:25, 51.) Enger wurde es aber nie, und in der Endphase hatten die Hemeraner trotz des Spiels vom Vortag mehr zuzusetzen und warfen noch einen deutlichen Sieg heraus.

HSV Hemer – SG Schalksmühle/Halver II 37:19 (16:9). Alfred Klein freute sich über die gelungene Vorstellung der klassenhöheren Gastgeber, ärgerte sich aber völlig zurecht über die Schiedsrichter-Ansetzung: „Warum muss zu so einem Testspiel ein Gespann aus Gladbeck kommen?“ Der sportliche Leiter musste extra nach Hause fahren, um den guten Schiedsrichtern nach Schlusspfiff den verdienten Lohn in Form von drei Fünfzigern zu überreichen.Wer steht denn bei den Hemeraern im Tor? Patrick Huhn, der nach seiner Heirat nun den Namen Spiller trägt, kommt erst am Freitag wieder aus den Flitterwochen zurück. Und der Ex-Letmather Max Müller saß mit lädiertem Ellbogen nur als Zuschauer auf der Bank und muss das Ergebnis der bevorstehenden MRT-Untersuchung abwarten. So stand Nachwuchsmann Yannick Antoni im Kasten. Er gab einen gelungenen Einstand in der um eine Viertelstunde vorverlegten Beginn.

Zu Beginn hielt der Verbandsliga-Aufsteiger noch gut mit, glich die Hemeraner 5:2-Führung bis zur zehnten Minute wieder aus. Aber danach stabilisierte sich die HSV-Abwehr, fing Bälle ab und konterte schnell. Bis zum 9:5 traf Moritz Frenzel, der zuvor einen Siebenmeter vergeigt hatte, dreimal. Über 12:7 (21., Strafwurf) kam das Knez-Team zur souveränen 16:9-Pausenführung.

Nach der Pause hielten die Gastgeber, die auf Max Klein verzichten mussten, die Fäden in der Hand. In der Abwehr wurde kräftig zugepackt und die Gegentreffer-Quote niedrig gehalten. Keeper Antoni parierte gut, auch einen Eigenbrodt-Siebenmeter. Nach dem 24:16 (42.) durch Leichert hatte die SG-Reserve ihr Pulver verschossen. Für den dominierenden HSV standen in der restlichen Spielzeit gleich 13:3-Tore zu Buche.

Der beste Akteur setzte auch den Schlusspunkt. Selbst in Unterzahl ließ man das Spielgerät noch einmal kreisen und drei Sekunden vor der Hupe markierte der durchschlagskräftige „Mo“ Frenzel seinen 15. Treffer zum verdienten 37:19-Sieg. SG-Coach Dirk Pfaffenbach war mit der Vorstellung seines Teams jedoch nicht zufrieden. „Auch wir kommen aus dem Trainingslager. Insgesamt fehlte mir die nötige Aggressivität gegen die guten Hemeraner Angreifer.“