In der ersten Halbzeit auf Augenhöhe

Foto: Lothar Gudat

Starker Spitzenreiter nutzt Hemeraner Schwächephase und setzt sich auf acht Tore entscheidend ab

IKZ vom 02.10.2017: Hemer. Jetzt wissen die Hemeraner, welche Qualität eine Mannschaft mitbringt, die in die 3. Liga aufsteigen will. Mit seiner Routine, Dynamik und Wurfgewalt setzte sich der Tabellenführer verdientermaßen durch, und der HSV hätte schon einen perfekten Tag gebraucht, um diesen Gegner ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Doch davon war er am Samstag im Grohe-Forum ein gutes Stück entfernt. Handball-Oberliga: HSV Hemer – TSG AH Bielefeld 27:32 (12:13). Das Resultat gibt die Kräfteverhältnisse recht gut wieder. Allerdings drohte zwischenzeitlich eine deutlichere Niederlage, aber es hätte auch spannender werden können, wenn die Gastgeber bei ihrem Leistungsniveau des ersten Durchgangs geblieben wären. Denn sie begannen gut mit solider Abwehrarbeit und vielen gut vorbereiteten Würfen. Aber als es nach 13 Minuten 7:4 stand und Altenhagen leicht irritiert wirkte, wurden die Hemeraner übermütig. Anstatt in Ruhe auf weitere Fehler des Gegners zu warten, machten sie selbst welche. Und die bestrafte die TSG gnadenlos.

Nach Ballgewinnen ging es in Hochgeschwindigkeit zum gegnerischen Kreis, und dann war auch der einige Male gut parierende Patrick Spiller machtlos. Dass zwischen dem neunten und zehnten HSV-Tor sieben Minuten lagen, war auf einige unüberlegte Anspiele und sehr optimistische Abschlüsse zurückzuführen. Immerhin: Die Hausherren waren noch dran, aber mit etwas mehr Konstanz hätten sie zur Pause vorn liegen können.

Ausgeglichen blieb es bis zum 15:15, aber dann gestattete sich Hemer einen kollektiven Blackout. Die Abwehr ließ den TSG-Scharfschützen viel Freiraum, die sich somit nach Herzenslust austobten, und Spiller (ebenso wie zwischenzeitlich Müller) bekam kaum noch eine Hand an den Ball. Während der Rückraum des Tabellenführers enormes Durchsetzungsvermögen zeigte, herrschte auf der Gegenseite die große Flaute. Nur ein paar Einzelaktionen führten zum Erfolg, aber wirklich planvolle Aktionen und gut vorbereitete Würfe blieben die Ausnahme. Bis auf acht Tore setzte sich der mit gnadenloser Vehemenz angreifende Spitzenreiter ab, und dem hilflos wirkenden HSV drohte ein Debakel.

Dazu kam es nicht, weil sich die Hausherren zusammenrissen und ernsthaft aufbäumten, und weil die TSG im Gefühl des sicheren Sieges einen Gang zurück schaltete. So wurde aus dem 22:30 ein 27:30, als die Hemeraner zeigten, was in ihnen steckt. Drei Minuten waren noch zu spielen – sollte es tatsächlich noch spannend werden? Doch dann kam der Fehlwurf, gefolgt vom Konter zum 27:31, und damit war alles gelaufen. Der HSV scheiterte wenig überraschend an einem übermächtigen Gegner, aber er braucht mehr Konstanz und einen stärkeren Rückraum, um regelmäßige Erfolgserlebnisse feiern zu können.

  • (Quelle IKZ, Text: Willy Schweer)