Punkt ist trotz langer Schwächephase greifbar

Foto: Jens Pögel

Enttäuschende Hemeraner machen einen Sechs-Tore-Rückstand wett und verlieren in letzter Sekunde

IKZ vom 22.01.2018: Hemer. Guter Start, starkes Finish – und dazwischen eine indiskutable Leistung: Das ergab in der Summe die dritte Hemeraner Niederlage in Folge, die verdient war, auch wenn die Entscheidung erst per Siebenmeter nach der Schlusssirene fiel. Das Team steckt in einem Tief, denn einmal mehr scheiterte es an eigenen Unzulänglichkeiten und nicht an der Klasse des Gegners.

Handball-Oberliga: HSV Hemer – TuS Möllbergen 29:30 (13:15). Die meisten Zuschauer im Grohe-Forum hatten sich wohl mit der dritten Heimniederlage der Saison abgefunden, als die Ostwestfalen per Siebenmeter zum 26:21 trafen. Knapp sieben Minuten waren noch zu spielen, und wie sollte der vergeblich um Konstanz ringende HSV das Blatt noch wenden? Die Antwort gab Moritz Frenzel. Der hatte sich zuvor zwar ungewohnt viele Fehlwürfe gestattet, war im Finish aber der Garant für ungeahnte Spannung. Er markierte sechs Treffer in Folge, bei nur einem Siebenmetertor auf der Gegenseite, und eineinhalb Minuten vor dem Ende stand es 27:27.

Kein Rezept gegen die Möllbergener ÜberzahlMöllbergen legte noch zweimal vor, aber jetzt zeigten die Hausherren die so lange vermisste Leidenschaft. Letzter Angriff für Hemer, und Christian Klein brachte Sekunden vor Schluss mit einer Energieleistung den Ball im Tor unter. Aber es gab noch einmal Anwurf für den TuS, und weil es hier zu einer strafbaren Behinderung kam, folgte das dicke Ende. Siebenmeter für den Gast, und Altvater entriss dem HSV den sicher geglaubten Punkt.

Es war das spektakuläre Finale einer Partie, die die Gastgeber vielversprechend einleiteten. Tobias Schetters warf die Tore zur 3:1-Führung, ehe er abtauchte. Dennoch waren die Hemeraner in der Anfangsphase die bessere Mannschaft. Und bei etwas mehr Konzentration im Abschluss wäre die Führung (6:2, 10.) deutlicher ausgefallen.

Dass für Gästeakteur Witte die Partie nach rüdem Foul an Christian Klein wenig später schon beendet war, schien ja auch kein Nachteil für die Hausherren zu sein. Doch sie gaben das Heft aus der Hand, kassierten zwei Gegentreffer in Überzahl und warteten mit hinlänglich bekannten Defiziten auf. Schlecht vorbereitete Würfe waren an der Tagesordnung, und die unsortierte und wenig dynamische Abwehr öffnete dem Gegner immer wieder Lücken. Der opferte bevorzugt seinen Torhüter zugunsten des siebten Feldspielers, wenn er im Angriff war, und das war gegen den behäbigen HSV ein wirksames Mittel.

Der gewann nicht einen Ball, um dann das leere Tor ins Visier nehmen zu können, und geriet immer weiter in Rückstand. Möllbergen konnte nach Belieben schalten und walten, traf von Außen und nach guten Anspielen regelmäßig vom Kreis. Hemer bekam überhaupt keinen Zugriff, ließ die kämpferische Einstellung vermissen und war mit seinem statischen Angriffsspiel und den ungenauen Würfen keine Gefahr für die Ostwestfalen.

Die hatten beim 22:16 (45.) ihre deutlichste Führung erarbeitet, ehe sich die Hausherren gegen die drohende Abfuhr stemmten. Mit veränderter Deckung nahmen sie dem Gegner die Wirkung, jetzt zeigten sie die lange vermisste Entschlossenheit im Angriff, und es wurde tatsächlich noch einmal spannend. Nur das Happy-End fehlte.

(Quelle IKZ, Text: Willy Schweer)