Wohlfühlaspekt ist entscheidend

©Martin Frenzel

Handballer Moritz Frenzel ist so torgefährlich wie nie und hält Hemer die Treue

IKZ vom 31.01.2018: Hemer. Mit 22 muss das Erinnerungsvermögen ja noch nicht allzu ausgeprägt sein, um besondere Momente der Karriere Revue passieren zu lassen. Moritz Frenzel, Oberliga-Handballer beim HSV Hemer, ist daher ziemlich sicher, dass er einen solchen Tag noch nicht erlebt hat. 17 Treffer erzielte er gegen die Sportfreunde Loxten und war mit seinem Auftritt beim 28:22 schon fast allein das Eintrittsgeld wert. „Die anderen haben eben gut vorgearbeitet, und der Ball ist oft bei mir gelandet. Das hat auch mit Glück zu tun“, sieht er sich keineswegs als Matchwinner. Dass er mittlerweile auch für die Siebenmeter zuständig ist, tut dem persönliche Torkonto gut, das aktuell 106 Saisontreffer aufweist – Ligabestwert.

Der Linkshänder ist in der laufenden Serie eine Konstante im Hemeraner Team, das immer noch um echte Leistungskonstanz ringt. „Wir haben total unnötige Niederlagen kassiert, und das ärgert uns alle“, sagt Frenzel. Aber völlig überraschend sind die Schwankungen für ihn auch wieder nicht, und er führt sie auf den Trainerwechsel zurück. „Tihomir Knez lässt uns ganz anders spielen als Hendrik Ernst, und einige Spieler brauchen Zeit, bis sie das umsetzen können.“

Der Ex-Coach habe jeden Angriff auf den Meter vorgegeben, Knez hingegen überlasse den Spielern die Entscheidung über Abschluss, Abspiel oder Kreuzen. „Ich finde das gut und arbeite total gern unter seiner Regie. Er ist ein Super-Typ“, versichert Hemers bester Werfer. Knez’ Vertragsverlängerung erleichterte somit auch ihm die Entscheidung, dem Verein, dem er seit über einem Jahrzehnt angehört, weiter die Treue zu halten. Während der letzten Monate gab es Anfragen von höherklassigen Klubs, aber das Gesamtpaket sagte ihm nicht zu. „Handball ist für mich ein Hobby. Ich will meine Freizeit haben, und auch weiterhin freitags regelmäßig zum Eishockey gehen können“.

Moritz Frenzel, der ein duales Studium absolviert und sich bei der Stadt Hemer für den gehobenen Dienst qualifizieren will, braucht diese Freiheiten. Basketball interessiert ihn nach wie vor, mit dem er durch seinen viele Jahre selbst aktiven Vater Martin groß geworden ist, doch in der Zuschauerrolle widmet er sich häufiger NBA-Spielen im Fernsehen als den Iserlohn Kangaroos live. „Unsere Spiele laufen ja fast immer parallel, das ist schade.“

Der Beschäftigung mit anderen Sportarten mag er nicht missen, die Kontakte zu seinen Freunden erst recht nicht. Mitschüler von einst studieren weit entfernt vom Sauerland, und sie an ihren Studienorten zu besuchen und gemeinsam in die Kneipe zu gehen, gehört für den Handballer auch zur Lebensqualität. „Es ist nicht so, dass ich keine Ambitionen habe, mal in der dritten Liga zu spielen. Aber es müsste alles passen, und am besten wäre es sowieso, wenn das in Hemer klappen würde.“Für die laufende Serie hat er keine großen Ziele. „Ob wir am Ende Fünfter oder Neunter sind, ist nicht so wichtig. Aber wir müssen uns weiterentwickeln und möglichst in der Rückrunde mehr Punkte holen als in der Hinrunde.“ In der kommenden Saison soll es dann aber weiter nach oben gehen, und die Voraussetzungen sind nach seiner Überzeugung gut, weil der Kern der Mannschaft bleiben wird.

Moritz Frenzel fühlt sich wohl in diesem Umfeld, und besondere Freude bereitet es ihm, gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Bastian auf dem Feld zu stehen. „Er macht immer mehr Fortschritte, auch wenn er noch nicht so viele Spielanteile bekommt.“ Und seine Prognose zur Leistungsentwicklung des 19-jährigen Rechtshänders: „Er ist ein Typ wie ich, und deshalb wird er es packen.“

Ein Familienmitglied und Freunde in der Mannschaft sowie die Verwurzelung in der Region sind für Moritz Frenzel wichtige Faktoren, um weiter viel Spaß am Handball zu haben. 17 Tore in einem Spiel braucht er dazu nicht unbedingt. Aber es hat ihm gefallen.

(Quelle IKZ, Text: Willy Schweer)