Am Anfang stand ein „Erpressungsversuch“

Una Kavran startete ihre Handballkarriere in Kroatien und ist nun Jugendkoordinatorin beim HTV Hemer

(IKZ vom 9.11.2018) Zum Handballsport kam Una Kavran eigentlich durch einen „Erpressungsversuch“ ihres ehemaligen Grundschullehrers. Denn der Sportpädagoge und Trainer hatte ihr großes Talent für Handball erkannt. Er wollte sie daher unbedingt für diesen Sport gewinnen. Und dies untermauerte er mit der „Drohung“, ihrem Bruder eine „5“ zu geben, wenn sie dem Lehrerwunsch nicht nachkomme. „Da konnte ich natürlich nicht Nein sagen“, erzählt sie nun rund 25 Jahre später.

Und damit begann im Alter von knapp zehn Jahren eine erfolgreiche Karriere der Kroatin, die inzwischen in Hemer sesshaft geworden und beim Handball-Oberligisten HTV Hemer als Trainerin und Jugendkoordinatorin tätig ist.

Vizemeisterin mit Tršnjevka und EM-Teilnehmerin

Zwölf Jahre lang spielte die in Zagreb geborene Una Kavran in der 1. Liga für Tršnjevka, wurde zweimal kroatische Vizemeisterin und einmal Pokal-Zweite. Ihr größter Erfolg waren die Teilnahmen an mehreren A-Jugend-Europameisterschaften. Zudem spielte die heute 34-Jährige sechs Jahre lang in der Beachhandball-Nationalmannschaft Kroatiens, einmal wurde sie EM-Dritte. Wegen eines Bandscheibenvorfalls beendete Kavran mit 28 Jahren ihre Aktivenlaufbahn.

Parallel zur Sportlerkarriere verlief die Ausbildung zur Sportlehrerin, bei ihrem Stammverein war sie schließlich auch angestellt, u. a. als Jugendkoordinatorin, Trainerin und Mentorin für Trainer. „Aber ich habe kein Geld bekommen, schließlich ging der Klub auch bankrott.“ Im Rahmen ihres Studiums lernte sie ihren späteren Ehemann Ivan kennen, mit dem sie vor dreieinhalb Jahren nach Hemer zog und der selbst einige Zeit für den HTV aktiv war, als Lehrer in Plettenberg arbeitet und nun beim Letmather TV die Oberliga-B-Jugend mittrainiert.

Über deutsche Touristen hatte das Ehepaar, das Kroatien verlassen wollte, von der Felsenmeerstadt erfahren. „Das erste Jahr war schon sehr schwierig“, blickt Una Kavran zurück, zumal das Paar kein Deutsch konnte. „Und wir hatten praktisch nur zwei Teller und zwei Tassen. Aber wir haben hier dann so viele nette und liebe Leute kennengelernt und uns schnell wie Zuhause gefühlt“, schwärmt sie von der Gastfreundschaft der HTV-Handballer und nennt dafür als Beispiel das Engagement von Alfred Klein. Beim HTV fand die inzwischen sehr gut Deutsch sprechende Kroatin schnell auch eine sportliche Heimat und stieg als Spielerin mit der Damen-Mannschaft in die Verbandsliga auf. „Das hat viel Spaß gemacht, war aber zu zeitintensiv.“ Denn in dieser Phase musste sie viel arbeiten, um über die Runden zu kommen. Seit dem 1. November ist Una Kavran in Teilzeit als Vertretungssportlehrerin beim Märkischen Kreis angestellt.

Mit einer guten Ausbildung stellt sich auch der Erfolg ein

Zudem möchte die Mutter einer eineinhalbjährigen Tochter ihr Wissen dem HTV weitervermitteln. Derzeit trainiert sie die weibliche B-Jugend in der Oberliga-Vorrunde. Sie besitzt den kroatischen A-Trainer-Schein, der mit der B-Lizenz in Deutschland zu vergleichen ist. „Ich möchte den A-Schein machen“, zeigt die Trainerin auch hier Ehrgeiz. Als Jugendkoordinatorin hat sie noch andere Aufgaben zu bewältigen. So hat Una Kavran, die auf Empfehlung von Wolle Pusch in dieses Amt kam, ein Konzept geschrieben, das den Trainern bei ihrer täglichen Arbeit helfen soll. „Wir haben Supertrainer, aber wir können uns noch verbessern“, ist sie überzeugt.

Deshalb möchte sie auch Seminare organisieren. Regelmäßige Treffen mit Coaches und Führungsspielern hält Kavran für wichtig und zielführend. Sie steht in der Woche stets für Gespräche bereit und schaut auch beim Training der Nachwuchsteams vorbei. Eingebettet sind ihre Pläne in das Rahmentrainingskonzept des DHB. Denn die Pädagogin ist sich sicher: „Die Ausbildung ist wichtig. Dann kommt auch der Erfolg.“ Ihr Leitmotiv ist, junge Spieler so auszubilden, dass sie den Sprung in den Seniorenbereich schaffen. Hier setzt sie schon in ganz jungen Jahren an. Kontakte zur Woeste-Grundschule gibt es bereits, aber auch andere Schulen und Kindergärten sollen zu einer Zusammenarbeit motiviert werden.

Sportlich hat Una Kavran auch den Mädchen- und Frauenbereich im Visier. Sie möchte die zweite Damen-Mannschaft stärker machen und peilt mit ihrer Mannschaft die A-Jugend-Bundesliga an. Grundsätzlich ist sie überzeugt, dass in Hemer noch einiges zu erreichen ist: „Es gibt eine tolle Infrastruktur und eine perfekte Organisation. Wir sind ein Dritte-Liga-Verein.“

(Text: IKZ, Michael Topp)
(Foto: IKZ, Michael Topp)