Lohn für Kampfgeist und Konstanz

 

IKZ vom 11.02.2019

HTV landet den Befreiungsschlag, und Patrick Spiller ist der große Rückhalt

Hemer. Hallensprecher Ditze Tuschen gab das Kommando, und nur zu gern erhoben sich die Zuschauer in den Schlussminuten von den Plätzen und applaudierten dem Sieger. Der HTV hat sich mit einem souveränen Erfolg Luft im Abstiegskampf verschafft und dabei Kampfgeist und Zusammenhalt bewiesen. Und er hatte Patrick Spiller zwischen den Pfosten, der mit seinen Paraden dafür sorgte, dass es im zweiten Durchgang nie wirklich eng werden konnte. Handball-Oberliga: HTV Hemer – VfL Gladbeck 30:21 (12:8). Im Grohe-Forum wurde gegen diesen Gegner bisher noch nie gepunktet, und das Ende dieser Serie kam gerade zur rechten Zeit. Das Team von Tihomir Knez bewies endlich Konstanz, kam ohne Durchhänger über die Runden, senkte die Fehlerquote und wollten diesen Sieg einfach mehr als der Gast.

Dass es nicht von Anfang an rund lief, überraschte angesichts der prekären Situation nicht. Aber als nach dem 3:4 vier Treffer in Folge gelangen, tankte die Mannschaft Selbstvertrauen und hatte Spiller als Rückhalt. Es gab zwar noch Aussetzer, als der Ball schlampig abgespielt wurde, doch Gladbeck erlaubte sich viel größere Schnitzer und gestattete sich etliche unmotivierte Würfe. Und die verkniff sich der HTV. Flotte Kombinationen und planvolles Freispielen für den erfolgversprechenden Abschluss gab es zwar eher selten, doch wenn der Rückraum, diesmal an erster Stelle Christian Klein, Durchsetzungsvermögen zeigt, lässt sich das kompensieren.

Halbzeitübergreifende Flaute der Gäste gibt den Ausschlag

Nach dem 10:8 erlebten die auf der Torhüterposition krass unterlegenen Gäste eine über zehnminütige Flaute, und die nutzte der HTV zur Vorentscheidung. Lars Henkels nahm Topwerfer Krönung durch kurze Deckung die Wirkung, Spiller hielt weiter prächtig, und die Angreifer nutzten die Lücken. Da konnte Coach Deffte in der Auszeit wie in der Kabine noch so laut werden: Seine Mannschaft fand nicht mehr in die Spur. Näher als bis auf fünf Tore ließen die Hemeraner den Gegner nicht herankommen, und sie fanden auch Lösungen, als dieser Moritz Frenzel und Max Klein kurz deckte.

Weil es in dieser Saison schon manche unerfreuliche Wendung gegeben hat, tat Tihomir Knez gut daran, seine Mannschaft trotz des Polsters immer wieder anzutreiben und zu mahnen, die Konzentration hoch zu halten. Sein Jubel nach Frenzels 26:18 (53.) ließ dann aber keinen Zweifel, dass der ersehnte Heimsieg als verbucht angesehen werden durfte. Aber es gab ja noch ein Highlight. In der 56. Minute machte der überragende Spiller Routinier Thorsten Gerhold zum Siebenmeter Platz. Der parierte gegen den bis dahin treffsicheren Sankalla, ließ bei den anschließenden VfL-Angriffen weitere starke Paraden folgen und holte sich einige Extra-Ovationen von den Rängen ab. Nach vielen Enttäuschungen wurde es ja auch mal wieder Zeit für einen rundherum gelungenen Handballabend.

HTV Hemer – VfL Gladbeck 30:21 – Teams, Tore und Trainerstimmen

HTV: Spiller (Müller); Henkels (3), Klisch, C. Klein (7), Sideri (2), Becker, M. Klein (4), Springer (1), Kötter (1/1), M. Frenzel (7), Rosenbaum (4), B. Frenzel (1).

VfL: T. Deffte, Groß; Sankalla (6/5), Brockmann (2), Krönung (7), Janus (2), Blißenbach (1), Giesbert (1), Kunze (1), Dalian (1), Bach, Winkelmann, Dervisevic.

Spielverlauf: 2:2 (6.), 5:4 (10.), 8:7 (15.), 10:8 (20.), 17:8 (32.), 19:10 (36.), 20:15 (44.), 24:17 (49.), 28:19 (56.).

Strafzeiten: HTV 5 – Soest 2 – Zuschauer: 450.

Tihomir Knez (HTV): „Das sind zwei ganz wichtige Punkte im Abstiegskampf. Es gab diesmal keinen Ausfall im Rückraum, alle haben einen guten Job gemacht. Heute hat jeder in der Mannschaft sein Bestes gegeben, und es wurde endlich einmal geduldig gespielt. Wichtig war die starke Abwehr, und die Torhüterleistungen waren ja eigentlich der Wahnsinn.“

Sven Deffte (Gladbeck): „ Wir waren von der Rolle. Ohne die Leistung der Hemeraner schmälern zu wollen, die vollkommen verdient gewonnen haben: Wir haben es ihnen in der ersten Halbzeit leicht gemacht. Da haben wir viel zu oft die Bälle weggeworfen. So viele klare Chancen darf man nicht auslassen. Und wenn man mit sieben Toren hinten liegt, wird es natürlich schwer. Bei uns hat man die Verunsicherung gemerkt.“

(Text: Willy Schweer)
(Bild: pögel.media)